Die ersten zwei Entwicklungsphasen

Um den Alltag mit unseren Kindern in eine WinWin-Situation zu bekommen, möchte ich dir zu Beginn etwas über die Entwicklungsphasen von unseren Süßen erzählen.
Mein Ziel ist es, dir Entlastung zu bringen und je mehr du denkst „Aha…deshalb benimmt sich das Kind also so…“ ist schon der erste Schritt in die richtige Richtung getan.

Die nachgeburtliche Zeit

Ich teile das Leben der Kinder in vier große Entwicklungsstufen auf.
Im ersten halben Jahr ihres Lebens befinden sich die Kinder in der nachgeburtlichen Entwicklungsphase.
Das bedeutet, sie kommen erst mal auf der Erde und in ihrem Leben an.
Das Kind bindet sich an eine liebevolle, zur Verfügung stehende Bindungsperson.
Im Bauch der Mutter machen die Babys die Erfahrung, ich bin verbunden, jemand ist bei mir und ich bin getragen. Wenn die Kinder dann geboren werden ist es wichtig, dass diese bisherige Erfahrung nicht abreißt.
Sonst bekommen die Kinder Angst. Somit beschmust eure Kinder, habt sie bei euch, verwöhnen kann man Kinder unter einem halben Jahr nicht.
Wenn wir möchten, dass unsere Kinder später fliegen können, brauchen sie starke Wurzeln.
Das ist die Aufgabe von uns Eltern. Niemand anderes kann es für uns tun.

Die Fremdelphase

Ab einem halben Jahr geht es los mit der Fremdelphase.
Sie geht oft einher mit der Fortbewegung der Kinder. Das hat die Natur brilliant eingefädelt. Eine Angst erwacht bei den Kindern, wenn sie sich zu weit von den Eltern weg bewegen. Sie versuchen immer möglichst in der Nähe der Mutter zu sein. Daher kommt dieser alte und immer noch stimmige Satz: „Das Kind hängt mir den ganzen Tag am Rockzipfel.“ (Nur das es heutzutage meistens eine Hose ist 😉
Das Fremdeln bedeutet: „Ich bin bei Dir gelandet!“
Das ist für die Eltern oft eine sehr anstrengende Zeit, weil die Kinder so ein großes Nähebedürfniss zur Mutter haben und oft sogar den Vater ablehnen. Diese Phase geht in Wellen bis die Kinder ca. 1 1/2 Jahre alt sind.
Wie geht man nun am Besten damit um?

Stell dir vor. Das Kind hat in sich einen Becher, der ist mit Sicherheit gefüllt.
In den verschiedenen Phasen kippt immer wieder etwas von dieser Sicherheit aus. Das Kind bekommt Angst, wenn dieser Becher nicht ganz voll ist und versucht, Sicherheit in den Becher zu bekommen.
Das macht es wie die jeweilige Phase es ihm vorschreibt.
In der Fremdelphase eben durch den andauernden Aufbau von Nähe zur Bezugsperson.
Wenn also die Kinder auf nicht so nahe Menschen wie Großeltern, Erzieher in Krippe usw. abweisend reagiert, ist das für das Alter total normal und entwicklungsgerecht.

Die menschliche Natur hat das so vorgesehen auch wenn die Politik und die Wirtschaft es gerne anders hätte.
Kinder brauchen, bis sie drei Jahre alt sind, Bindung und Sicherheit.
Zeit für Bildung haben sie noch genug. Wenn aber die Bindung nicht ausgereicht hat, befinden die Kinder sich in einem Stressmodus, der gesundheitliche Langzeitfolgen hat.
Nun ist es heute so, dass Kinder oft mitten in dieser superwichtigen Entwicklungszeit die Fremdbetreuung beginnen.
Deshalb meine Empfehlung. Wenn du dein Kind abholst hat es genug Außenreize gehabt. Ermögliche ihm, aus dem Stressmodus in die Ruhe zu kommen. Damit das Gehirn entspannen kann. Wenn das Kind diesen Stresspegel als normal erlernt, kann es nicht für sich in Ruhe sein.
Es fängt dann an, zu versuchen, diesen Pegel wieder herzustellen und benötigt Action und Unterhaltung.
Ruhe, bei und mit sich sein macht ihm dann Angst und ein ungutes Gefühl.

Wollen wir seelisch gesunde Kinder, müssen sie Zeit haben ihre Wurzeln wachsen zu lassen. Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.
Die Kinder brauchen Zeit, sich anderen Menschen anzunähern mit der verlässlichen Bindungsperson im Hintergrund. Es muss die Möglichkeit haben, sich rück zu versichern und sich geborgen zu fühlen.
Somit gib deinem Kind die Sicherheit die es braucht, damit der Becher sich gut füllen kann. Es ist zwar anstrengend aber es lohnt sich.
Gut gebundene, sichere Kinder rocken ihr Leben, nutzen ihren Intellekt und ihre Möglichkeiten.
Wenn der Becher gefüllt ist, kann das Kind in die nächste Phase wechseln.
Im nächsten pädagogischen Beitrag geht es dann um die berühmt, berüchtigte Trotzphase…

 

 

3 Antworten auf „Die ersten zwei Entwicklungsphasen“

  1. Hey. Ich lese deinen Blog sehr gerne! Wenn ich mir in der Kategorie „Erziehung“ etwas wünschen dürfte, dann wäre es das Thema Beißen. Damit richtig umzugehen und vor allem es meinem 1 jährigen Kind abzugewöhnen fällt mir nicht leicht. Danke und liebe Grüße Anni

    1. Hallo liebe Anni,
      zuerst einmal freue ich mich total, dass dir der Blog gefällt.
      Vielen Dank dafür und das du die Anschaffung meiner Entwässerungsschächte heute unterstützt hast… 😉
      Großartig das du ein Thema einbringst. So habe ich es mir hier gewünscht und vorgestellt. Ich möchte so viel wie möglich von euren Fragen beantworten und euch zur Seite stehen.
      Somit… immer her mit den Themen, die dir auf dem ♥en liegen. 🙂
      Ich habe meinen Beitragsplan, wie ich meinen pädagogischen Ansatz hoffentlich gut vermitteln kann aber diese „Notthemen“ gehen immer vor.
      Somit kommt in drei Tagen noch mal eine Hausgeschichte und dann erzähle ich was über diese Zeit, in der Kinder nicht nur in Äpfel beißen…
      Außerdem, Anni, wenn dir der Bericht nicht ausreicht oder noch zu lange dauert, schreibe mich gerne an. Egal wo du wohnst. Entweder bin ich persönlich, übers Telefon oder über Skype für dich da.
      Ganz liebe Grüße
      Nicky 🙂

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