Überleben in der Pubertät

Die vierte Bindungsphase ist die Pubertät

Die Natur hat es eingerichtet, dass heranwachsende Menschen sich freimachen vom „ich bin und agiere wie meine Eltern“.
Sehr doof für die Eltern 😉
aber eigenständige Menschen sind ja das, was Eltern sich wünschen sollten.
Es sollte DAS Ziel sein.
Unsere Kinder sind nicht dazu da, uns ihr ganzes Leben anzuhimmeln und nicht in Frage stellen zu dürfen. Wenn wir uns dieses wünschen, die Meinungen unserer erwachsenden Kinder nicht akzeptieren können, hat das die Ursache in der eigenen Schwäche und einem Mangel, den wir in uns tragen.
Das kann z.B. die Bedürftigkeit sein, gebraucht zu werden, wichtig zu sein, jemanden betüddeln zu können oder das jemand anderes von mir abhängig ist.
Wenn dann diese eigene Bedürftigkeit nicht mehr erfüllt wird,
weil das Kind in sein eigenes Leben startet, entsteht eine Lücke,
die dann öfters ziemlich panisch bis resolut gefüllt wird.
Zur Not dann später bei den Enkelkindern…

Bevor ein gesellschaftlich adäquates Auseinandersetzen möglich ist, steigen die Jugendlichen in ein gesellschaftlich nicht adäquates Auseinandersetzen ein.
Erzieherisch kann man nicht mehr so viel tun.
Spaßeshalber sage ich immer: „In der Pubertät kann man sich nur noch flach auf die Erde legen und hoffen, dass der Wirbelsturm über Einen rüber geht.“

Das stimmt natürlich nicht ganz 🙂

Die Aussage, bleibt im Konflikt an euren Kindern dran, wird in dieser Zeit aufgehoben.
Ein beruhigender Abstand kann Entlastung bringen.
Konflikte können zu späterer Zeit besprochen und geklärt werden. Dieses ist möglich, weil der Jugendliche, anders als das Kleinkind, nicht mehr existentiell von den Eltern abhängig ist.
Anders gesagt, es ist mehr Intellekt vorhanden… (Manchmal wird das von Eltern bezweifelt…)
Wichtig ist, dass wir aufgerichtet bleiben. Unsere Grenzen sichern, welchen Umgang wir für unerlässlich halten. Sich aufrichten, gerade machen, gut atmen.
Wirklich…das ist wichtig.

In dem bisherigen Kinderleben orientierten und lernten unsere Süßen sehr von unserem Verhalten. Ihnen gegenüber aber auch anderen Menschen. Unser Umgang mit Werten, Gegenständen, der Natur, anderen Lebewesen.
In der Pubertät sind wir oft entsetzt, wie anders als wir es erzogen hat, sich das Kind nun verhält.

Ich erinnere mich an einen Vortrag, den ich in einem Kindergarten ganz in meiner Wohnnähe, hielt.
An diesem Abend erzählte eine Frau von ihrem pubertierenden, ältesten Sohn.  Er war 14 und täglich so unverschämt und beleidigend zu ihr, dass sie in ihrer Hilflosigkeit immer fluchtartig den Raum verließ.
Eine Woche nach dem Vortrag traf ich sie in der Obst und Gemüseabteilung beim Einkaufen. Sie kam begeistert zu mir und erzählte Folgendes.

Motiviert durch den Vortrag verlief am nächsten Tag die Eskalation ihres Sohnes anders als zuvor.
Sie richtete sich innerlich auf, bedauerte ihn innerlich dass die Hormone ihm so zusetzten und sagte ihm: „Es verletzt mich so doll, dass du so mit mir sprichst. Aber du bist und bleibst mein Sohn, auch wenn du dich benimmst wie ein Idiot. Ich liebe dich trotzdem und ich bleibe hier bei dir.“
Er sagte: „Aha“ war endlich mal sprachlos und griff zur Zeitung.
Er tat, als würde er lesen. Nach einer Weile sagte er: „Mama, was soll das jetzt?“
Sie wiederholte ihre Aussage. Er seine auch… „Aha“ und las weiter in der spannenden Zeitung.
Die Eskalation war zu Ende. Am nächsten Tag kam er zu ihr und sagte: „Mama, was auch immer das gestern war, das war gut.“
Sie war sehr glücklich.

Das Schwerste: Loslassen

Wenn die Kinder durch diese Zeit der Abgrenzung gegangen sind, nähern sie sich wieder an und nun entsteht ein erwachseneres Miteinander. Jeder mit seinen eigenen Werten und Vorstellungen.

Die Aufgabe der Eltern ist nun loslassen, dass das nun erwachsene Kind ein eigenes Leben hat und es tatsächlich anders macht als ich… 🙁 eine Frechheit 🙂

Wenn du eine Frage zu dem Thema hast, freue ich mich immer über Kommentare. Dann kann ich dir dazu antworten.

 

2 Antworten auf „Überleben in der Pubertät“

  1. Liebe Nicky,
    mit großem Interesse habe ich Deinen Beitrag gelesen. Mein Sohn ist 13 Jahre alt und schwengt sich auch so langsam Richtung Pubertät ein. Noch ist alles ganz harmlos …. aber das kann sich von heute auf morgen ändern. Absolut nervend und uncool bin ich in seinen Augen, wenn ich ihn mehrfach darum bitte den Papiermüll hinauszubringen Mal sehen was alles noch so kommt.

    Herzliche Grüße
    Cathrin

    1. Hallo liebe Cathrin, das freut mich. Danke schön. :-*
      Ich drücke dir die Daumen, dass die Hormone ein Einsehen mit deinem Sohn und dir haben und ihr Beide gut durch kommt. 😀

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